Viele Reitschüler stellen sich die Frage:
Auf welchem Fuß soll man eigentlich Leichttraben?
Nun sollte man sicherlich auch in Frage stellen, ob das heutzutage exzessive Leichttraben überhaupt der richtige Weg ist (siehe den Artikel: Warum Leichttraben nicht leicht ist) Pferde zu reiten und Reiter auszubilden.
Allerdings hat das Leichttraben durchaus an manchen Stellen seine Berechtigung, als kurzfristig gezieltes eingesetztes Werkzeug.
Wer einmal die einzelnen Ausgaben der Richtlinien Reiten und Fahren, bzw. deren Vorbild die HDV 12 miteinander vergleicht wird feststellen, dass der Sprachstil und teils sogar der exakte Wortlaut beibehalten worden ist. In manchen Details wurde der Text in der Absicht ihn zu vereinfachen auch gekürzt.
Die hat nicht immer zu einem besseren Verständnis geführt – an manchen Stellen wurde allerdings der Sinn und die Erklärung einer Hilfe vollkommen gestrichen.
Lest selber:
HDV 12 (1937):
Beim Reiten in der Bahn wird stets auf dem inwendigen Hinterfuß getrabt, weil nur der durch den inneren Schenkel zum weiten Vortritt veranlasste innere Hinterfuß beim Wenden in den Ecken die Körperlast richtig zu stützen vermag.
Richtlinien Reiten und Fahren (1954):
Beim Reiten in der Bahn wird stets auf dem inwendigen Hinterfuß getrabt, weil nur der durch den inneren Schenkel zum weiten Vortritt veranlasste innere Hinterfuß beim Wenden in den Ecken die Körperlast richtig zu stützen vermag.
Richtlinien Reiten und Fahren (2005):
Beim Reiten in der Bahn wird stets auf dem inwendigen Hinterfuß getrabt, weil er so vor allem in Wendungen die Körperlast besser zu stützen vermag.
Wie man sieht ist den Verfassern der Ausgabe aus 2005 ein kleiner Teil der alten Texte verloren gegangen, in dem aber wichtige Informationen für den Reiter stehen, die es zu beherzigen gilt:
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Was soll das Treiben auf dem inwendigen Hinterfuß bewirken?
Das Treiben soll nämlich bewirken, dass eben dieser „zum weiten Vortritt veranlasste innere Hinterfuß“ unter die Masse des Pferdekörpers (plus Reiter), also „vorwärts“ tritt. Wobei in diesem kleinen Textteil auch schon der Zeitpunkt der Hilfengebung quasi schon mitgegeben wird – die Hilfe – also das Signal des Schenkels muss im Moment des Abfußens des inneren Hinterbeins erfolgen. Dies gilt übrigens nicht nur für das Leichttraben, sondern auch für das Reiten im Trab, während man aussitzt.
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Mit welchem Schenkel treibe ich eigentlich?
Die Versionen aus früheren Tagen schreiben ganz deutlich, dass „nur … durch den inneren Schenkel“ das innere Hinterbein zum Vortritt veranlasst wird.
Leider hört man aber recht selten die Anweisung von Reitlehrern den äußeren Schenkel beim Leichttraben explizit NICHT gleichzeitig einzusetzen – obwohl sehr viele Reiter sogar sehr deutlich mit beiden Schenkel einwirken.
Hier liegt aber auch die Gefahr und die Schwierigkeit im Leichttraben – denn das Aufstehen und hinsetzen ist eine Aktion des Reiters, die eigentlich eine sehr homogene Bewegung beider Körperhilfen
benötigt, um nicht zu einem Ungleichgewicht des Pferd-Reiter-Paares zu führen. Will man nun aber lediglich mit einem Schenkel einwirken, erzeugt man im Reiterkörper, sehr schnell und fast zwangsläufig, eine Unstimmigkeit des Bewegungsablaufs. Mit beiden Beinen einzuwirken würde aber eindeutig ein falsches Signal an das Pferd senden – denn nämlich das Signal, dass der äußere Schenkel eine Hilfe gibt die an dieser Stelle gar nichts bewirken kann – das äußere Hinterbein kann nicht zum Vorgriff veranlasst werden – da es sich auf dem Weg nach hinten befindet.
Würde das Pferd die Hilfe beherzigen müssten wir eigentlich in eine Richtung der hohen Schule, der Schulprünge kommen – wir würden Courbetten erzeugen, denn beide Hinterbeine würden vermehrt gleichzeitig zum Vorgriff veranlasst werden. Das Pferd wird uns nur leider diesen Gefallen nicht tun und daher wird es zunächst verwirrt sein und später die Hilfe ignorieren. Es wird auf den Schenkel nicht mehr hören.
Wer also korrekt Leichttraben will muss schon gefühlvoll mit sehr guter Körperbeherrschung einwirken können um beim Pferd in der Bewegung das gewünschte vermehrte Vorgreifen zu erreichen, ohne dabei das sensible Gleichgewicht zu stören.
Ein beidseitiges Treiben, dazu eventuell noch im falschen Moment, führt den Reiter allerdings zwangsläufig in eine Sackgasse, aus der man definitiv nicht durch vermehrtes Leichttraben herauskommt.
Wie bereits erwähnt ist das Leichttraben ein Werkzeug, welches von erfahrenen Reitern eingesetzt durchaus Wirkung erreichen kann. Wer Probleme mit dem Schenkelgehorsam seines Pferdes hat – sollte allerdings eventuell mal seine Art Leichtzutreiben kritisch überprüfen, eventuell liegt dort ein möglicher Grund.
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