Was macht eigentlich ein Pferdephysiotherapeut?
Ganz allgemein kann man sagen, dass es das Ziel der Pferdephysiotherapie ist, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Pferdekörpers wiederherzustellen und Schmerzen zu reduzieren bzw. zu lindern. Dabei muss es sich nicht immer um offensichtliche Erkrankungen handeln. Oft sind sich Reiter und Besitzer gar nicht bewusst, dass ein Problem vorliegt. Abgesehen von Krankheiten, Lahmheiten oder anderen Beeinträchtigungen des Pferdes stellen wir uns als Pferdephysiotherapeuten immer wieder die Frage:
Was kann ein Pferd eigentlich leisten? Oder besser gesagt: Was könnte ein Pferd leisten, wenn es denn in der richtigen körperlichen Verfassung wäre?
Wie kann ich das Pferd in die Lage versetzen, seinen Körper optimal zu nutzen, wie kann ich ihm seine eigentliche Leistungsfähigkeit wieder zurückgeben?
und nebenbei, welche Problemfaktoren können wir für erkennen? Also, was sind eigentlich die Ursachen für bestehende Probleme von Pferden?
Das ist übrigens ganz wichtig, wir behandeln nicht in erster Linie die Symptome, sondern wir suchen nach den Ursachen und kümmern uns darum, diese möglichst zu beseitigen.
Dementsprechend sieht auch der Ablauf einer Behandlung in der Pferdephysiotherapie aus: Eine erste Bestandsaufnahme dauert in der Regel oft mehr als eineinhalb Stunden, weil wir uns erst einmal sehr ausführlich mit dem Besitzer über das Pferd und alle Faktoren unterhalten, dann wird das Pferd komplett durchgecheckt: Exterieur, Haltung, Fütterung, Hufe, Gebiss, das Pferd wird im Schritt, Trab und in Wendungen vorgestellt und gegebenenfalls schauen wir uns das Pferd unter dem Reiter an. Wir sehen uns die Ausrüstung an: Welche Zäumung wird verwendet, passt das verwendete Gebiss, gibt es eventuell Druckstellen durch die Zäumung und ein besonderes Augenmerk legen wir auf den Sattel. Dann eine sehr detaillierte Analyse der Gelenke, der Wirbel und der Muskulatur. Wichtig ist vielleicht noch zu sagen, dass wir Physiotherapeuten keine klinische Diagnose stellen, das macht ausschließlich der Tierarzt.
An dieser Stelle noch ein paar Worte zum Thema Sattel: Obwohl wir heute mehr Auswahl haben als je zuvor, muss man leider sagen, dass 90 Prozent der Sättel nicht passen: Entweder passt der Sattel nicht zum Pferd, manchmal auch nicht zum Reiter und meistens leider gar nicht zu beiden, was logischerweise fatale Folgen für die Pferde hat. Und da kann der Therapeut, der Tierarzt, der Schamane, der Wunderheiler oder was auch immer kommen, wenn der Sattel nicht passt, dann ist das Ganze ein Fass ohne Boden!
Wie gesagt, wir achten besonders auf den Zustand der Muskulatur, Faszien, auf Sehnen und Bänder oder auf die Stresspunkte, die wir massieren können.
So bekommen wir relativ schnell eine Rückmeldung über die Problemzonen des Pferdes. Durch gezielte Massage dieser Punkte kann oft schon nach der ersten Behandlung eine Besserung erzielt und das Bewegungspotential des Pferdes bereits gesteigert werden. Mit den entsprechenden Erkenntnissen aus diesem Check-up gehen wir dann in die Behandlung, die aus verschiedenen Maßnahmen bestehen kann: In erster Linie natürlich Massagen, Akupressur, Akupunktur, Gelenkmobilisation, Dehnung, Wärme- und Kältebehandlung. Gerne kommen auch flexible Physiotapes zum Einsatz und natürlich erstellen wir gemeinsam mit dem Besitzer einen Trainings- bzw. Behandlungsplan für das Pferd nach der Pferdephysiotherapie.
Bitte beachte: Eine physiotherapeutische Maßnahme kann eine tierärztliche Behandlung nicht ersetzen, sondern nur ergänzen!
Wann benötigt man eigentlich einen Physiotherapeuten?
Das Leistungsspektrum eines Physiotherapeuten ist breit gefächert. Es gibt viele Indikationen die die Arbeit eines Physiotherapeuten erforderlich oder sinnvoll werden lässt.
Alles Leben ist Bewegung
und so funktioniert auch der Körper des Pferdes bekanntlich am besten wenn es ausgiebig bewegt wird. Aber dazu muss der Körper des Pferdes in einer Verfassung sein, dass die Bewegung stattfinden kann.
Nun kommt es oft vor, dass der Körper allerdings Signale sendet, dass das Bewegungspotential eingeschränkt ist
Verschaffe Dir einen Eindruck
Impressionen aus der Pferdephysiotherapie
Vorweg sei eins gesagt: Eine physiotherapeutische Maßnahme kann eine tierärztliche Behandlung nicht ersetzen, sondern nur ergänzen! Insbesondere Lahmheiten sollte idealerweise immer vom Tierarzt übernommen werden.
- Taktfehler
- Sattelprobleme die sich z.B. in Rückenproblemen wiederspiegeln oder Sattelzwang, Satteldruck
- Steifigkeiten und Stellungsprobleme – Das Pferd lässt sich nicht stellen oder biegen
- Kreuzgalopp bzw. falsches Anspringen im Galopp
- ungewöhnliche Abwehrreaktionen: das Pferd setigt, buckelt, Treten/Ausschlagen, Beissen
- Widersetzlichkeit gegen Reiterhilfen, Kopfschlagen, auf den Zügel legen
- Leistungsabfall
- Muskelprobleme, Atrophien
- das Pferd stolpert häufig
- Ihr Pferd lahmt (Diagnose vom Tierarzt liegt vor)
- Schiefehalten des Schweifs
- Probleme mit der Losgelassenheit
- nach Stürzen, Verletzungen oder Operationen (Reha)
Das Leistungsspektrum eines Physiotherapeuten ist allerdings breit gefächert. Es gibt viele Indikationen die die Arbeit eines Physiotherapeuten erforderlich oder sinnvoll werden lässt.
mehr dazu auch können Sie auch hier lesen: Wann benötigt man eigentlich einen Physiotherapeuten?
Wie sieht der Ablauf einer physiotherapeutischen Behandlung aus?
Die physiotherapeutische Grundbehandlung (Erstaufnahme) hat folgende Bestandteile:
- ausführliches Gespräch mit dem Besitzer
- Anamnese / Erstellen eines umfangreichen Befundbogens in dem alle Ergebnisse des Untersuchungsgangs festgehalten werden.
- Palpation (Tastbefund)
- Stellungs-, Gangbild-Analyse
- Materialcheck: Zäumung, Gebiss, Die Sattelanalyse
- Individuelle Therapie je nach Befund
- Absprache eines individuellen Trainingsplans
Anschliessend wird der gesamte Befund analysiert , mit dem Pferdebesitzer besprochen und das Pferd entsprechend dem Ergebnis behandelt (Erstbehandlung)
Wie lange dauert ein erster Termin?
In der Regel dauert ein erster Termin ca. 1 – 1,5 Stunden.
Ein Folgetermin wird in der Regel vom Umfang her deutlich kürzer ausfallen, meist reicht eine halbe Stunde.
Wie geht es dann weiter?
Nach der physiotherapeutischen Behandlung sollte das Pferd möglichst 48 Stunden nicht “gearbeitet” werden. Es darf und soll sich aber frei bewegen können.
Die intensive Behandlung kann, wie bei uns Menschen, einen Muskelkater hervorrufen. Daher kann es sein, dass sich das Pferd ein wenig steiff und “ungelenk” bewegt.
Ferner muss es sich nach einer erfolgreichen Behandlung erst einmal an das neue Körpergefühl gewöhnen, denn die gewohnte Balance ist eventuell, im positiven Sinne, gestört. Die angelernten Bewegungsmuster, z.B. Schonhaltungen, sind ja nun auf einmal nicht mehr erforderlich.
Muskelpartien die bisher nicht / nicht mehr ihren vollen Einsatz übernommen haben, können auf einmal wieder eingesetzt werden.
Daher sollte sich das Pferd in den ersten 2 Tagen nach der Behandlung möglichst frei bewegen können. Stellen Sie das Pferd auf die Wiese oder den Paddock.
Von Fall zu Fall wird es nötig sein, das Pferd an einen Tierarzt, Osteotherapeuten, Hufschmied oder Sattler zu verweisen, da auch das Arbeitgebiet des Physiotherapeuten selbstverständlich eingeschränkt ist und so jeder auf seinem Gebiet Fachmann ist.
Sollte also während der Behandlung festgestellt worden sein, dass Ursachen für Probleme bei Sattel, Zaumzeug oder auch im Bereich der Hufe zu suchen sind, so sollte erst mit dem entsprechenden Kollegen (Sattler, Hufschmied etc.) die Problematik besprochen und möglichst beseitigt werden.
Denn nichts wäre tragischer als die Ursache für eine Problematik nicht zu beseitigen – Man kann sich sicher sein, dass die Probleme sonst schneller wieder da sind, als einem lieb ist.
Danach widmen Sie sich dem abgesprochenen Reha-/ Trainingsplan.
Nach einer Erstbehandlung sehen wir uns dann zu einem Folgetermin wieder. Dieser wird in der Regel kürzer ausfallen und wir überprüfen die Erfolge der ersten Behandlung – besprechen die Zwischenzeit, eventuell wird der Reha-/ Trainingsplan überarbeitet.
Was kann ich als Besitzer nach der Behandlung tun?
In der Regel wird es sogar nötig sein, dass der Besitzer nach entsprechender Anleitung das Pferd in der Folgezeit das Pferd entsprechend “trainiert”. Hierfür wird ein individueller Trainings-Plan erstellt.
Ausserdem werden dem Besitzer Dehnübungen und Mobilisationsübungen mit auf den Weg gegeben.
Idealerweise wird auch ein weiterer Termin zur Überprüfung/Nachbehandlung vereinbart.
Was kostet eine Behandlung?
Die Kosten für eine physiotherapeutische Grundbehandlung belaufen sich auf 150,00 Euro.
Diese sind direkt beim ersten Termin in bar zu entrichten.
Eine Nachbehandlung kostet in der Regel ca. 90 Euro.
Wie oft muss ein Pferd behandelt werden?
Die Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten – Denn jedes Pferd und jede Problematik ist individuell. Es hängt immer vom Befund der Untersuchung ab. Allerdings hat sich herausgestellt, dass oftmals schon nach der ersten Behandlung deutliche Verbesserungen zu verzeichnen sind, so dass bei intensiver Mitarbeit des Besitzers lediglich ein kurzer Nachbehandlungstermin erforderlich ist. Bei größeren Problematiken, die vor allem bereist seit langer Zeit vorherreschen, kann es allerdings auch sein, dass mehrere Behandlungen erforderlich sind.
Warum wird mein Sattel bei einer Untersuchung angeschaut?
Leider hat sich gezeigt dass vor allem schlecht sitzende Sättel eine häufige Ursache für Bewegungseinschränkungen beim Pferd auszumachen sind. Behindert zum Beispiel der Sattel die Schulterfreiheit des Pferde, so können daraus Muskelprobleme im Bereich der Vordergliedmaße resultieren. Die Folge können Taktfehler, Stolpern oder sogar Widersetzlichkeiten sein. Sollte der Sattel als Ursache in Frage kommen, so ist es wichtig neben der physiotherapeutischen Behandlung des Pferdes, vor allem die Sattelproblematik zu lösen, ansonsten würden bei weiterer Verwendung eines unpassenden Sattels die Probleme erneut auftauchen.
Mehr zur zum Thema Sattel erfahren Sie hier:
Warum werden auch die Zähne meines Pferdes angesehen?
Probleme der Zähne können zu weitreichenden Folgeproblemen führen. Ein Pferd mit Zahnproblemen, kann keine wirklich “entspannte” Muskelarbeit verrichten – Selbstverständlich werden wir diese Probleme nicht beseitigen, sondern uns lediglich um die Folgeproblematiken kümmern, die Ursache muss der Fachmann für Pferdezahnbehandlungen erledigen. Ein Blick ins Maul kann daher Rückschlüsse für die Ursache anderer Probleme eröffnen.
Pferdephysiotherapie – Kontakt aufnehmen
Haben Sie noch Fragen? Oder möchten Sie einen Termin ausmachen?
Dann kontaktieren Sie micht doch ganz einfach:
Kontakt aufnehmen!Chris Debski
Pferdephysiotherapeut
“Ich freue mich Dich in meiner Website Pferde gesund bewegen begrüßen zu dürfen. Mit meiner Arbeit möchte ich jeden Reiter und Pferdebesitzer weiterentwickeln, um ihnen die Fähigkeiten zu vermitteln ihren Tieren bestmögliche Voraussetzungen für ein gutes und langes Leben, bei bester Gesundheit und Einsatzfähigkeit, zu geben.”
C. Debski
Die Pferdephysiotherapie ist eine ideale Möglichkeit das Bewegungspotential eines Pferdes wiederherzustellen, zu festigen und zu verbessern. Durch die ausgiebigen Untersuchungen des Pferdes, aber auch des Equipments, der Analyse der Bewegungen, gilt es nicht nur Symptome zu erkennen, sondern vor allem die Ursachen von Problematiken aufzudecken und die richtigen Schlüsse für eine Beseitigung und zukünftiger Vermeidung zu ziehen.
Reiten heißt Zeit geben, sich auf die Suche begeben und den Partner Pferd verstehen. Am Anfang und Ende steht für mich daher als Leitmotiv, eine Aussage des großen portugiesischen Reitmeisters Nuno Oliveira:
“Reiten Sie ihr Pferd glücklich”