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Vorwort:
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Aus dem Inhalt:
Vorwort
„Wer eine Maschine, die aus vielen Theilen zusammengesetzt und mancherlei Bewegungen, Veränderungen und Richtungen fähig ist, in Bewegung setzen will, wird ohne Zweifel vorher mit deren Einrichtung, Verhältnissen und Verbindung sich bekannt machen müssen… Das Pferd ist nun zwar eine lebendige Maschine… . Sehr nöthig wäre es demnach, daß alle die, welche sich mit der Abrichtung der Pferde beschäftigen, ihre Kenntniß mit größten Fleiß studirten.“
Ludwig von Hühnerdorf
Die meisten von uns Reitern sind in einer Zeit aufgewachsen, in der das Pferd schon lange nicht mehr zum alltäglichen Bild gehörte. Während über Jahrhunderte hinweg das Pferd selbstverständlich den Alltag prägte und es die Ackermaschine, das Zugpferd oder einfach das “Fortbewegungsmittel” schlechthin war, wurde es in den letzten 100 Jahren nahezu hundertprozentig im alltäglichen Leben “ersetzt”. Vor allem das Automobil hat hatte dem Pferd den Rang abgelaufen.
Viele Pferderassen waren sogar vom Aussterben bedroht und vor allem dank des Pferdesports konnte das Pferd als »Freizeitpartner« gerettet werden. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass das Pferd im Sport- und Freizeitbereich in seinem Gebrauch “neu” erfunden wurde.
Leider hatte das gesellschaftliche Grundverlangen nach „Schnelligkeit“ und das Effizienzdenken auch der sorgfältigen Pferdeausbildung den Garaus gemacht und so kommt es, dass die heutigen Reitanfänger als unausgebildete Reiter oftmals auf ebenso unausgebildeten Pferden ihre Reitkarriere beginnen müssen.
In der Blütezeit der Reitkunst, ja eigentlich sogar noch bis zur Ausbildung der Rekruten der Kavallerie in den letzten großen Weltkriegen, wurden Pferde zunächst komplett ausgebildet und dann erst an unerfahrene Reiter weitergegeben. Die für die Pferdeausbildung zuständigen Ausbilder waren in der Regel hauptberuflich für das Ausbilden von Pferden beschäftigt.
Wer in diesen Zeiten das Reiten erlernte, der wurde zu Anfang auf „weit ausgebildete“ Pferde gesetzt und in der Piaffe wurde dem Reiter beigebracht ein Gefühl für vollendetes Reiten zu erlernen und vor allem zu „erfühlen“. Erst danach wurde der Schüler in die weitere Sitzschulung entlassen.
Heutzutage werden die Reiter auf schlecht ausgebildete oder nicht selten völlig verrittene Pferde gesetzt und gehen durch eine „harte“ Sitzschulung, aus der sie zwar mit gutem Knieschluss (leider oftmals auch steifem Sitz) entlassen werden, ohne je kennengelernt zu haben, wie es sich anfühlt, ein gut »rittiges« Pferd zu reiten. Darüber hinaus bilden mehr und mehr völlig unerfahrene Privatleute in ihrer Freizeit Pferde aus und verkaufen sie viel zu früh.
Die guten Pferde werden nicht selten schon sehr jung „Turnierfertig“ gemacht und schnellstmöglich im Sport eingesetzt. Schaffen es die Pferde nicht ganz nach oben, werden sie »nach unten« weitergereicht.
So kommt es, dass sehr viele Reiter ein Pferd, mit „Vorgeschichte“ besitzen und viele Fehler in der Ausbildung oder in Umgang durch andere eingebracht worden sind.
„Diese Menge an den Rand gedrängter Reiter wächst von Tag zu Tag…
…. Ihre Entwicklung ist bemerkenswert stereotyp. Zu Anfang sind sie Jahr für Jahr auf Turniere gegangen. Aber da sie weder ein echtes „Dressurpferd“ haben, noch Geld, eines zu kaufen, fühlen sie sich für alle Zeiten auf E-Niveau verbannt, denn so sehr sie nach Kräften versuchen, ihren schlaksigen Vollblüter mit ihren Beinen gegen das dicke Gebiss mit hannoverschem Reithalfter zu treiben, der Fortschritt will sich nicht einstellen.“
Jean-Claude Racinet „Enfant terrible“ Seite 128
Und damit kommen wir zum ersten Kernproblem: Da sowohl Reiter als auch das Pferd nie wirklich gelernt haben sich in Kombination „gesund“ zu bewegen, ist es schwer Probleme eigenständig (ja selbst unter Anleitung eines Reitlehrers) direkt im Sattel zu lösen. Die beste Lösung wäre es nun das Pferd einem erfahrenen Ausbilder zu übergeben und die fehlende Grundausbildung komplett bei null neu entstehen zu lassen. Der Reiter hingegen sollte ebenfalls auf einem anderen und vor allem erfahrenen Pferd gesundes Reiten „erneut“ von Grund auf lernen.
Nicht unbeachtet sollte außerdem bleiben, wie es mit der gesundheitlichen Verfassung von Reiter und Pferd aussieht. Die wenigsten Reiter und die wenigsten Pferde sind nämlich frei von kleinen oder sogar großen physischen Problemen, wie Muskelverhärtungen, Blockaden oder anderen Hindernissen für gesunde Bewegung. Eine ausführliche Behandlung beider Individuen wäre die logische Vorgehensweise zu Anfang der weiteren Ausbildung.
Leider ist dies in der Realität aufgrund von mangelnder Zeit, Geld und noch schlimmer aus Mangel an erfahrenen Ausbildern, schlichtweg nicht möglich.
Somit werden unerfahrene Pferdebesitzer zu Ausbildern ihrer unerfahrenen Pferde.
Zu diesem Umstand gesellt sich das zweite Kernproblem: Das etablierte Reitsystem und dessen Umsetzung in der heutigen Zeit.
Ein weiterer Faktor, der die heutigen Reiter nicht selten in einer Sackgasse gefangen hält, ist das heute gängige, dogmatische Selbstverständnis über die Ausbildung von Pferd und Reiter. Hier hat sich im letzten Jahrhundert die militärische Grundausbildung der deutschen Kavallerie „manifestiert“ und die sich daraus abgeleitete aktuelle Lehrmeinung und Verfahrensweisen halten die Reiter oftmals unmündig in ihren leider nicht pauschalisierbaren Doktrinen gefangen.
Dazu kommt, dass die Herkunft dieser Reitvorschrift in vielen Teilen nicht mehr bekannt und leider auch nicht hinterfragt wird. Den wenigsten ist bewusst, dass die vorliegenden Texte nicht selten Missverständnisse auf Basis von falschen Übersetzungen sind und bei korrekter Herleitung sich in manchen Teilen sogar, als das komplette Gegenteil von der historischen korrekten Verfahrensweise herausstellen, auf die sie sich berufen.
Viele Reiter sitzen in einer Sackgasse, aus der sie nur schwerlich alleine herauskommen.
Allerdings ist es ja bekanntlich nie zu spät einen neuen Anfang zu machen, vor allem wenn es sich lohnt!
“Die Reitkunst verfügt über die Mittel, um schlechte Pferde zu unterstützen, indem sie das Gewicht, welches die schwachen Körperteile überfordert, auf die starken Teile überträgt.
Der Bereiter, welcher diese Pferde als seiner Aufmerksamkeit unwürdig betrachten würde, hätte die Reitkunst nur teilweise begriffen.«
(Francois Baucher)
Für viele Reiter-Pferd-Paare hat sich das Gedankenkonstrukt der Légèreté, die Philosophie vom feinen Reiten in Leichtigkeit, als eine gute Basis für einen Neuanfang herausgestellt. Frustrierte Reiter und nicht minder frustrierte Pferde blühen schon nach kurzer Zeit auf und entwickeln sich immer weiter bis zu nie geglaubter Harmonie in der Bewegung.
Der Weg wird das Ziel und hat man erst einmal viele Doktrinen entlarvt und gegen neue „alte“ Denkweisen ersetzt wird Reiten nicht mehr als körperliche Ertüchtigung, sondern als Entspannung begreifbar.
Die größte Hürde ist dabei jedoch aus bekannten und erlernten Denkmustern zu entfliehen.
Denn „feines Reiten ist Kopfsache“!
Im Folgenden möchte ich die Grundlagen des „Reitens in Légèreté“ für alle Interessierten zusammenfassen. Dabei werden wir das eine oder andere Monument der heutigen gängigen Reitlehre leider ankratzen müssen und manche Monumente müssen wir sogar einreißen.
Mir ist durchaus bewusst, dass viele Abschnitte des vorliegenden Textes den Leser vor Verwunderung stellen werden. Einige Leser werden entrüstet sein und manche sogar vor Wut schnauben.
Dennoch lade ich alle ein, über das Gelesene nachzudenken und noch mehr die Theorie in der Praxis einem „Realitätscheck“ zu unterziehen. Denn was nutzt dem frustrierten Reiter und seinem frustrierten Pferd weiteres Ungemach inhaltloser Doktrinen?
Beim Mitarbeiten, Lesen, Anwenden, aber auch Hinterfragen wünsche ich viel Spaß!
Euer Chris Debski
[WPSM_FAQ id=75]
Gabriele T. –
Die 30 Seiten klingen sehr vielversprechend und ich hätte gerne weiter gelesen. Man merkt das große Hintergrundwissen des Verfassers und daß ihm das Wohl und die Gesundheit der Pferde am Herzen liegen. Kein “Reiter” sollte aufs Pferd steigen, der sich nicht über die Auswirkungen seines Sitzes und seiner Hilfengebung aufs Pferd bewußt ist.
Es wäre schön, wenn die Einstellung zum Reiten sich wieder an der “alten Reitkunst” orientieren würde, die Pferde in ihrer ganzen Schönheit und Würde erstrahlen läßt. Ich würde mir wünschen, daß dieses Buch einen Beitrag dazu leisten könnte.