
Eine sehr weit verbreitete Methode, mit der wahrscheinlich jeder vertraut ist, besteht darin, das Pferd einige Minuten lang im Schritt am langen Zügel zu reiten. Dann nimmt man die Zügel auf und reitet einige Zirkel und gerade Linien im Leichttraben. Man läßt das Pferd dabei oft die Zügel aus der Hand kauen. Dies funktioniert sehr gut bei vielen Warmblütern.
Der Nachteil besteht darin, daß es manchmal sehr lange dauert, bis das Pferd sich losläßt und daß die Hüften nicht geschmeidig gemacht werden. Wenn ein Pferd ohnehin sehr steif ist, dann kann diese Methode des Aufwärmens im Trab die Sehnen und Gelenke über Gebühr belasten. Oskar Stensbeck, einer der besten deutschen Dressurreiter zu Beginn des 20. Jahrhunderts und Ausbilder von mehreren Olympiapferden, war berühmt für eine völlig andere Methode des Abreitens. Oberst Felix Bürkner traf ihn im berühmten Tattersall Beermann in Berlin während der 20er Jahre, als Stensbeck schon über 70 war. Bürkner gibt eine kurze Beschreibung in seiner Autobiographie: “Altmeister Stensbeck erschien immer erst gegen Mittag, die unvermeidliche Brasilzigarre im Munde, die ihm auch bei der Arbeit nie ausging. Seine geheimnisvolle Kunst, die wir alle bewunderten, bestand größtenteils im ‚In-die-Hand-stellen‘ des Pferdes im Schritt und im Versammeln auf der Stelle. Er hatte eine Engelsgeduld, wartete im Halten so lange, bis sein Pferd auf den vier Beinen absolut ausbalanciert still am Zügel stand. Dann regte er mit fast unsichtbaren Hilfen das Pferd auf der Stelle so stark an, daß es zu treten begann, der Schweiß ausbrach und – die ersten Piaffe-Tritte entstanden. Er blieb dabei mitten in der Bahn, niemals an der Bande auf dem Hufschlage, und ließ sein Pferd – allen Regeln zum Trotz – fast nie nach vorwärts Raum gewinnen. Dadurch wurde oft ein leichtes ‚Balancée‘ begünstigt, was er mit seinem unerhört feinen Reitergefühl natürlich erfaßte, aber nicht immer verhindern konnte. Den Vorwärtstrab ritt er im Leichttraben, bei der Galopparbeit war er ein Künstler im Ausbilden der Pirouette.“ Stensbeck war damals über 70 und fand das Herumtraben und Galoppieren auf einem steifen, unausbalancierten Pferd zu unbequem. Daher fand er eine Alternative, die in mancher Hinsicht an die französische Reitweise erinnert: erst Gleichgewicht und Losgelassenheit im Schritt und im Halten herstellen, bevor man im Trab und Galopp vorwärts reitet. Diese Methode hat den großen Vorteil, daß sie die Pferdebeine nicht belastet. Allerdings erfordert dieser Weg ein gewisses reiterliches Gefühl, um zu verhindern, daß das Pferd hinter den Schenkel gerät.

Dabei muss man sagen ist doch Kronos (es finden sich auch Bilder mit Lörke auf Kronos) so gar nicht das Produkt der Heeresdienstvorschrift. Wir sehen das Siegerpaar mit leicht durchhängenden Zügel in der Piaffe?… Dies würde heute wohl eher mit “verlust von Anlehnung” einen Punkt-Abzug geben. Dazu wurde Kronos nicht von Heinz Pollay ausgebildet, sondern von dem “Zivilisten” Otto Lörke, also ausserhalb eines militärischen Instituts. 1936 war dieses Pferd damit “vor” der zweiten Überarbeitung der Heeresdienstvorschrift 12 (die Überarbeitung wurde 1937 veröffentlicht, bzw. “trat in Kraft”), bereits ausgebildet worden.
noch was zu Stensbeck (aus Wickipedia):
Oskar Maria Stensbeck wurde 1858 in Königsberg geboren, bekam mit sieben Jahren von seinem Vater, der in der Nähe von Tilsit ein Gestüt leitete und gleichzeitig die Stelle des Königsberger Universitätsreitlehrers im Range eines Professors bekleidete, ein Pony geschenkt. Bereits mit 15 Jahren bildete er Dressurpferde aus. Von 1886 bis Anfang der 1930er Jahre war er in verschiedenen Dressurställen, darunter im Berliner Luisen-Tattersall und ab 1922 im Berliner Tattersall Luisenstraße tätig, den lange Jahre sein Bruder Gustav Stensbeck leitete. Auf Veranlassung von Gustav Rau wurde Stensbeck 1926 als ziviler Stallmeister in den Schulstall der Kavallerie-Reitschule Hannover berufen. Gleichzeitig mit dem Umzug nach Hannover wurde die Stensbeck-Reithochschule zur Förderung der Reitausbildung auf ziviler Grundlage errichtet. Durch die Tätigkeit an seiner Reithochschule wurde Stensbeck zu einem der bedeutendsten Ausbilder von Berufsreitern, er machte sich ebenso einen sehr guten Namen als Ausbilder von Dressurpferden. Im Alter von 72 Jahren schrieb Stensbeck seine Erfahrungen mit Pferden in dem Buch „Reiten“ nieder. Noch mit 80 Jahren stellte er ein vom ihm selbst ausgebildetes Pferd vor. Oskar Maria Stensbeck starb im März 1939.
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Kronos wurde als Dreijähriger von Herr Rothe eingeritten. Er zeigte sich zunächst ängstlich, diese Ängstlichkeit legte er jedoch bald ab. Er wurde später von Frau Brauns gekauft und darauf von Otto Lörke übernommen. Kronos sollte lange in Besitz von Otto Lörke bleiben. Dieser exzellente Reiter bildete Kronos zur höchster Dressurklasse aus. Beide waren gern gesehene Gäste auf großen Turnieren, der Rappe zog alle bewundernde Blicke auf sich. Den Zenit von Kronos Karriere markierte sicherlich die Teilnahme an den Olympischen Spielen im Jahre 1936 in Berlin. Zusammen mit den für die deutsche Mannschaft startenden Trakehner Gimpel und Absinth gewann er unter Oberleutnant Heinz Pollay die Mannschafts-Goldmedaille in der Dressur. Dieses Ergebnis wurde dann durch den Goldmedaillensieg der Einzelwertung in der Großen Dressurprüfung nochmals übertrumpft.


“1933 wurde er zum Oberlandstallmeister der Preußischen Gestütsverwaltung berufen, musste aber bereits ein Jahr später wieder zurücktreten. Allerdings wurde ihm stattdessen die Organisation der Olympischen Reiterspiele 1936 in Berlin übertragen. Im Zuge der sog. Machtübernahme zeigte sich Rau äußerst anpassungsfähig an die neuen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und befürwortete die Einführung des sog. Führerprinzips in Pferdesport und -zucht. Von 1939 bis 1945 war Rau Oberstintendant und Beauftragter für Pferdezucht und Gestütswesen im von der Wehrmacht besetzten Generalgouvernement Polen. Nach Susanne Hennig wurde Gustav Rau unmittelbar nach Kriegsbeginn vom Oberkommando des Heeres aufgefordert, die stark geschädigte polnische Pferdezucht wieder aufzubauen. Rau habe das das polnische Gestütswesen reorganisiert und es geschafft die polnische Pferdezucht mit ihren 14 Landgestüten in weniger als fünf Jahren „zu neuer Blüte zu führen.“ Die Frankfurter Rundschau merkt hierzu an, dass es unmittelbarer Nähe des Vernichtungslagers Auschwitz ein SS-Gestüt gegeben hat, in welchem Rau eine Holsteinerzucht forciert habe. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm Rau die Tradition der ältesten Reitsportveranstaltung Deutschlands, das seit 1924 unter den 20 besten deutschen Reitvereinen ausgetragen wurde, wieder auf. Rau initiierte einen Bundeswettkampf der ländlichen Reiter, der im Rahmen des DLG-Turnieres in Frankfurt am Main ausgetragen wurde, ganz in der Tradition seiner Vorstellung, dass die Bauern die Basis für den Pferdesport darstellen. Von 1946 bis 1950 leitete er das in Dillenburg gelegene Hessische Landgestüt. Rau sorgte dafür, das im Jahr 1950 das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei in Warendorf angesiedelt wurde. Er war es auch, der den im Nationalsozialismus erfolgreichsten Reitern, die teilweise tief in die Verbrechen von Wehrmacht und SS und der Durchführung des Holocausts im Zweiten Weltkrieg involviert waren, zu einem bruchlosen Übergang in den Pferdesport der Nachkriegszeit verhalf.”Während somit das Goldmedallienpferd Kronos offensichtlich NICHT von einem Militärausbilder ausgebildet worden ist, lediglich von einem vorgestellt wurde, so spannte man ihn aber vor einen “Karren” der da deutsche Reitausbildung heisst. Einige Jahre zuvor wurde unter anderem von Oberst Haugk die Heeresdienstvorschrift erarbeitet. Die Autoren nahmen Gustav Steinbrecht zum “Paten” für die HDV 12. Übrigens wurde kurz vor der Olympiade 1936, ebenfalls von Militärs, wurde Gustav Steinbrechts das Gymnasium des Pferde neu aufgelegt und man hatte mal eben alle “Reitkunst-Teile” aus dem Buch für unwichtig erklärt. … als wenn das nicht schon schlimm genug wäre… so ging man in den Volgejahren in schöner Regelmässigkeit her und “verschlimmbesserte” diese Substanz eines Ansatzes von Reitkultur und schrieb daraus immer wieder neue Auflagen der “Richtlinien Reiten und Fahren”.


Der Nachteil besteht darin, daß es manchmal sehr lange dauert, bis das Pferd sich losläßt und daß die Hüften nicht geschmeidig gemacht werden. Wenn ein Pferd ohnehin sehr steif ist, dann kann diese Methode des Aufwärmens im Trab die Sehnen und Gelenke über Gebühr belasten.
Oskar Stensbeck, einer der besten deutschen Dressurreiter zu Beginn des 20. Jahrhunderts und Ausbilder von mehreren Olympiapferden, war berühmt für eine völlig andere Methode des Abreitens.
Oberst Felix Bürkner traf ihn im berühmten Tattersall Beermann in Berlin während der 20er Jahre, als Stensbeck schon über 70 war. Bürkner gibt eine kurze Beschreibung in seiner Autobiographie: “Altmeister Stensbeck erschien immer erst gegen Mittag, die unvermeidliche Brasilzigarre im Munde, die ihm auch bei der Arbeit nie ausging. Seine geheimnisvolle Kunst, die wir alle bewunderten, bestand größtenteils im ‚In-die-Hand-stellen‘ des Pferdes im Schritt und im Versammeln auf der Stelle. Er hatte eine Engelsgeduld, wartete im Halten so lange, bis sein Pferd auf den vier Beinen absolut ausbalanciert still am Zügel stand. Dann regte er mit fast unsichtbaren Hilfen das Pferd auf der Stelle so stark an, daß es zu treten begann, der Schweiß ausbrach und – die ersten Piaffe-Tritte entstanden. Er blieb dabei mitten in der Bahn, niemals an der Bande auf dem Hufschlage, und ließ sein Pferd – allen Regeln zum Trotz – fast nie nach vorwärts Raum gewinnen.
Dadurch wurde oft ein leichtes ‚Balancée‘ begünstigt, was er mit seinem unerhört feinen Reitergefühl natürlich erfaßte, aber nicht immer verhindern konnte. Den Vorwärtstrab ritt er im Leichttraben, bei der Galopparbeit war er ein Künstler im Ausbilden der Pirouette.“ Stensbeck war damals über 70 und fand das Herumtraben und Galoppieren auf einem steifen, unausbalancierten Pferd zu unbequem. Daher fand er eine Alternative, die in mancher Hinsicht an die französische Reitweise erinnert:
erst Gleichgewicht und Losgelassenheit im Schritt und im Halten herstellen, bevor man im Trab und Galopp vorwärts reitet.
Diese Methode hat den großen Vorteil, daß sie die Pferdebeine nicht belastet. Allerdings erfordert dieser Weg ein gewisses reiterliches Gefühl, um zu verhindern, daß das Pferd hinter den Schenkel gerät.