Die Reitmeister: Otto Lörke

Otto Lörke gehörte zu den bedeutendensten Dressurreitern und -Ausbildern des letzten Jahrhunderts in Deutschland. Anbei einige zusammengestellte Infos zu diesem berühmten Reitmeister der jüngeren Geschichte. Otto Lörke *16. November 1879 & gestorben 1957 Er wurde am 16. Nov. 1879 im zweiten Deutschen Kaiserreich (1871–1918), also Preussen, geboren. Ohne besondere Vorbilder, wie es sonst in diesem schwierigen Sportzweig üblich ist, fand Lörke aus eigener Veranlagung und Gestaltungskraft zur Dressurreiterei. Zum ersten Mal fiel er als preussischer Garde-Ulan durch die Art seines Reitens und durch die von ihm gerittenen Pferde auf. Das Garde-Ulanen-Regiment war eine Kavallerieeinheit der Königlich Preußischen Armee.

 

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Otto Lörke wurde anschliessend in den kaiserlichen Marstall Willhelms II berufen und rückte bald zum Sattelmeister des Kaisers auf. Sein besonderer Auftrag galt der Heranbildung sogenannter “Monument-Pferde”, Pferde die absolut sicher waren und bei geringster Hilfe richtig reagierten. Nach dem ersten Weltkrieg errichtete Lörke in Berlin einen Dressurstall, der sich bald einen guten Namen machte. Als 1928 acht Generäle vor Hindenburg eine Generalsquadrille ritten, kamen alle acht Pferde aus dem Stall Lörke.

1934 berief die Kavallerieschule Hannover den erfolgreichen Ausbilder zum Lehrer für Dressurreiterei. Hier wurden der Olympiasieger Kronos und der Olympiazweite Absinth sein Ausbildungswerk.

Absinth wurde als Dreijähriger von Herr Rothe angeritten, er zeigte sich äusserst lernwillig, leistungsbereit und legte ein außerordentliches Springtalent an den Tag. Der Rappe hätte auch im Springsport erfolgreich Fuss fassen können. Doch sollte er Karriere im Dressursport machen. Er wurde zusammen mit Kronos an Frau Brauns verkauft und später von Otto Lörke übernommen. 1933 kam Absinth an die Kavallerieschule Hannover und erhielt seine weitere Ausbildung von dem Oberstleutnant Friedrich Gerhard, dem Leiter des Schulstalles. Unter Friedrich Gerhard bestritt Absinth die Olympiade im Jahre 1936 in Berlin. Zusammen mit den für die deutsche Mannschaft startenden Trakehner Gimpel und Kronos gewann das Paar die Mannschafts-Goldmedaille in der Dressur. In der Einzelwertung der Großen Dressurprüfung errangen Absinth und Major Friedrich Gerhard die Silbermedaille.

Kronos wurde als Dreijähriger von Herr Rothe eingeritten. Er zeigte sich zunächst ängstlich, diese Ängstlichkeit legte er jedoch bald ab. Er wurde später von Frau Brauns gekauft und darauf von Otto Lörke übernommen. Kronos sollte lange in Besitz von Otto Lörke bleiben. Dieser exzellente Reiter bildete Kronos zur höchster Dressurklasse aus. Beide waren gern gesehene Gäste auf großen Turnieren, der Rappe zog alle bewundernde Blicke auf sich. Den Zenit von Kronos Karriere markierte sicherlich die Teilnahme an den Olympischen Spielen im Jahre 1936 in Berlin. Zusammen mit den für die deutsche Mannschaft startenden Trakehner Gimpel und Absinth gewann er unter Oberleutnant Heinz Pollay die Mannschafts-Goldmedaille in der Dressur. Dieses Ergebnis wurde dann durch den Goldmedaillensieg der Einzelwertung in der Großen Dressurprüfung nochmals übertrumpft

FANAL v. Hausfreund – Wolkentanz, siegreich in zahlreichen großen Dressurprüfungen und auf allen großen Dressurplätzen nach dem Krieg.

Weitere bedeutende Dressurpferde von Lörke waren DORFFRIEDEN v. Hyperion und FANAL v. Hausfreund, die von Otto Lörke in Trakehnen jeweils zu Spitzenpreisen von 10.500 RM (1937) bzw. 17.000 RM (1938) ersteigert wurden.

Fanal wurde erstmalig als Fünfjähriger von Otto Lörke 1938 auf dem internationalen Reitturnier in Wiesbaden präsentiert und wurde später weltberühmt, als dominierendes Dressurpferd der Nachkriegszeit. Fanal wurde noch zum Lehrpferd für zwei Olympiareiterinnen, Ida von Nagel und Liselott Linsenhoff. Der Wiesbadener Reit- und Fahrclub präsentiert einige Fakten zu Lörkes Turnierteilnahmen:

1931 Auch mit dem 3. Turnier blieb der Wiesbadener Reit und Fahr Club in Erbenheim und weitete das Programm auf 5 Tage aus. Die Veranstaltungen von Wiesbaden und Koblenz verbanden sich zur „Rheinischen Turnierfolge”. Unvergessene Reitsportlegenden wie Käthe Franke, Irmgard von Opel, Freiherr von Langen, oder Otto Lörke gingen an den Start. Otto Lörke hielt Wiesbaden in den Folgejahren die Treue und hatte maßgeblichen Anteil an der steilen Entwicklung der Dressurwettbewerbe.

1937 Erstes Jubiläumsturnier, der WRFC war 10 Jahre alt. Super Publikum, riesige Besetzung, Seriensieger-Otto Lorke mit Pommernländer. 1939 Letztes Turnier vor der Nachkriegsepoche, letztes Turnier auf dem Gelände „Unter den Eichen”, das von 1932 bis 1939 zu einem der bedeutendsten Schauplätze des nationalen und internationalen Reitsports geworden war, nicht zuletzt durch viele Freunde und Gönner des Clubs, an ihrer Spitze der jeweilige Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden sowie Geheimrat Dr. Ing. h.c. Wilhelm von Opel und der Industrielle A. Herbert. Alle großen Reiter der Vorkriegszeit gingen hier an den Start. Komplettes Turnierprogramm mit Springen, Dressur und Fahren: 34 Prüfungen, 1.645 Nennungen, 440 Pferde; die Unterbringung auch damals ein Problem. Man behalf sich mit Stallzelten. Dressur-As Otto Lorke präsentierte seinen erst fünfjährigen und später weltberühmten Fanal, einziger ausländischer Reiter: der Olympia-Dritte in der Dressur von 1936, aus Österreich Major Podhajsky mit Nero. Die Military ging über den Rabengrund, Leutnant Stubbendorf und der holländische Olympiasieger Pahud de Mortanges waren die Stars. 1949 auf der großen Wiese hinter dem Biebricher Schloß abgehalten wurde. Insgesamt hatten 40 amerikanische Teilnehmer genannt. Aber auch andere große Reiter lockte das neue Turniergelände an: Otto Lörke, Kurt Capellmann, Willi Schultheis, Baron von Nagel oder Barbara Mietzlaff.

Fanal war nach dem zweiten Weltkrieg das erfolgreichste Dressurpferd Deutschlands und begleitete seinen Ausbilder Otto Lörke im Jahr 1957 bis an dessen Grab. Nach dem zweiten Weltkrieg erzielte Lörke ferner grosse Erfolge als Leiter des Vornholzer Dressurstalles. Von 1948 bis 1952 bildeten die Vornholzer Fanal, Lörkes damals 21-jähriges Lieblingspferd, Pernod, Lodi, Chronist, Afrika, Adolar die Spitze der erfolgreichen deutschen Dressurpferde. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ging Schultheis gemeinsam mit Lörke ans Gestüt Vornholz bei Warendorf. Erst 1954 – nach achtzehn gemeinsamen Jahren mit seinem Lehrmeister Otto Lörke – trennten sich die Wege der beiden. Als Berufsreiter blieben Schultheis Teilnahmen an Olympischen Spielen verwehrt, aber an den Spielen 1956 und 1960 waren von ihm ausgebildete Pferde und Reiter beteiligt. Einen ersten Höhepunkt seiner olympischen Erfolge stellte die Silbermedaille in der Mannschaftsdressur 1956 dar, als seine Schülerin Hannelore Weygand, gemeinsam mit den Schülerinnen Liselott Linsenhoff und Annelise Küppers von Otto Lörke, überraschend als erste Damenmannschaft im Olympischen Reitsport erfolgreich war. Willi Schultheis sammelte bereits mit acht Jahren Erfahrung im Sattel. Seine Ausbildung schloss er bei Otto Lörke ab, einem der genialsten Reiter und Ausbilder seiner Zeit. Während seiner Ausbildung im Tattersall Tiergarten, er war gerade erst vierzehn Jahre alt, fiel er Otto Lörke auf, der für die Olympischen Spiele nach Berlin gekommen war. In den folgenden vier Jahren konnte er seine Ausbildung bei Lörke, unter anderem mit dem Dressur Olympiasieger Kronos als Lehrpferd, abschließen. Nach seiner Ausbildung wurde Schultheis zum Militärdienst eingezogen, der ihn bereits nach kurzer Zeit in der Heeres Reit- und Fahrschule Krampnitz wieder mit Lörke zusammenbrachte, der dort Leiter des Schulstalls geworden war. Ein weiterer berühmter Schüler Lörke war Egon von Neindorff: Der 1923 in Sachsen geborene Neindorff erhielt seine reiterliche Ausbildung zunächst von seinem Vater später durch bekannte deutsche Reitmeister wie Felix Bürkner Richard Wätjen Ludwig Zeiner Otto Lörke und auch Alois Podhajsky. Willi Schultheis …sagte einmal auf die Frage:

Wer ist für Sie der größte Reiter aller Zeiten? Otto Lörke.

Das kleine Taschenmesser und die Schlaufzügel… Willi Schultheiss erzählte einst George Theodorescu, dass schon Otto Lörke so seine eigene Meinung über die Benutzung von Schlaufzügeln hatte, der er auch ganz offen mit seinem kleinen Taschenmesser an der Kavallarieschule, an der er als Trainer in Zivil angestellt war, Ausdruck verlieh. Otto Lörke: “Das Pferd soll auf der Sporenspitze tanzen” Die Olympischen Spiele 1952 in Helsinki, bei denen die deutschen Reiter erstmals wieder teilnehmen und bereits Medaillen erringen konnten, schlossen eine wichtige Phase der Nachkriegsentwicklung ab. Der Spiegel 1951 über Lörke:

Für die Dressurprüfung der Olympiade hat Deutschland die besten Pferde. Oldtimer Otto Lörke, 72, der schon die Paradegäule Wilhelms II. zuritt und 1936 die deutsche Equipe auf die sechs Goldenen Medaillen vorbereitete, hat im westfälischen Vornholz die Dressurpferd-Elite Europas stehen. Jedes einzelne Tier ist eine Goldmedaille wert.

Otto Lörke bildete das Vollblut Chronist aus – der Fritz Thiedermann Helsinki in 1952 zu Gold trug

Die Dressur jener Spiele war vollständig vom Team Nagel bestritten worden. Ein Jahr später löste Clemens v. Nagel den gesamten Dressurstall auf. Und das kam so: Otto Lörke, der seit den zwanziger Jahren in Berlin als Reitmeister gewirkt, für die Olympischen Spiele in Berlin die Dressurreiter trainiert hatte und seit 1938 an der Kavallerieschule angestellt war (also nicht der Militärreiterei entstammte), beendete die höchst erfolgreiche Zusammenarbeit mit v. Nagel. Susanne Hennig beschreibt die Vorgänge so: Lörke kann und will das in jeder Beziehung großzügige Angebot des Frankfurter Senators Adolf Schindling, dessen Reitanlage im Taunusörtchen Kronberg zu leiten und vor allem Tochter Lieselott Linsenhoff in der Dressur zu fördern, nicht ausschlagen. Schindling, bereit, viel Geld auch für Pferde auszugeben, überredet v. Nagel, den Vornholzer Oxyd-Sohn Adular zu verkaufen. Mit Adular und seinem unverwüstlichen alten Trakehner Fanal, der noch 1956 mit 22 Jahren S-Dressuren gewinnen wird, bricht Otto Lörke zu neuen Ufern auf. Beide Lehrpferde führen Lieselott und Ehemann Fritz Linsenhoff schnell an die Spitze, schon 1954 gewinnt Lieselott Linsenhoff die schwierigsten Dressurprüfungen. In Kronberg entsteht ein neues deutsches Dressurzentrum. Ziel aller Bemühungen ist, eine Equipe für die Olympischen Spiele 1956 aufzustellen. Auch Willi Schultheis, 14 Jahre lang Schüler Lörkes, verläßt Vornholz, um sich als Ausbilder des Hamburger Stalls Springer auf eigene berufliche Füße zu stellen. Da sich Ida v. Nagel nach ihrer Hochzeit aus dem Turniersport zurückziehen will, beschließt Clemens v. Nagel, den gesamten Dressurstall aufzulösen.

1957 starb Otto Lörke – auf seinem letzten Weg begleitete ihn sein wohl erfolgreichstes Pferd “Fanal”. Der Otto Lörke-Preis: Im Andenken an den herausragenden Berufsreiter und Ausbilder Otto Lörke verleiht das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) alljährlich den Otto-Lörke-Preis für den Reiter, Ausbilder und Besitzer desjenigen, höchstens zehn Jahre alten Dressurpferdes, das dem Dressurausschuss durch besonders herausragende Erfolge in Grand-Prix-Prüfungen in Deutschland aufgefallen ist.

Quellen: http://www.trakehnerpfer.de/pferde/index.php?id=81 http://www.agenturserver.org/theodorescu/deutsch/george.htm http://www.wrfc.de/index.htm?/geschichte1.htm http://www.pferdezeitung.com/339.05/Gesamttext/ http://www.hippo-logos.com/main/component/option,com_docman/Itemid,0/task,doc_download/gid,13/ http://www.rv-hannover.de/PDFs/die-reiterstadt-hannover.pdf http://www.dertrakehner-international.com/cms/index.php?id=113 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20300772.html