
Ursachen, Bedeutung und Handlungsbedarf bei gelenkbezogenen Geräuschen
Knackgeräusche in den Gelenken von Pferden sind ein regelmäßig beobachtetes Phänomen, insbesondere bei den ersten Bewegungen nach einer Ruhephase oder bei kühler Witterung. Die betroffenen Gelenke befinden sich häufig im Bereich der Gliedmaßen, wie z. B. dem Fessel- oder Sprunggelenk. Solche Geräusche sind für viele Pferdehalter irritierend, gelten aber in der Regel als unbedenklich.
Doch was steckt dahinter? Ist ein solches Knacken ein Hinweis auf eine Erkrankung? Oder handelt es sich um ein physiologisches Phänomen ohne Krankheitswert?
Physiologische Ursachen des Gelenkknackens
Das wichtigste vorweg: Knackende Gelenke beim Pferd sind in der Regel harmlos.
In vielen Fällen ist das Knacken harmloser Natur und tritt zum einen vor allem bei jungen Pferden auf, zum anderen in Aufwärmphasen oder nach längerer Ruhe.
Zwei Hauptursachen sind hier zu unterscheiden:
- Gasbläschenbildung in der Synovia:
Die Gelenkflüssigkeit enthält gelöste Gase, insbesondere Stickstoff. Bei Bewegungsbeginn verändert sich der Druck im Gelenkraum, sodass kleine Gasbläschen plötzlich kollabieren können. Dieses Phänomen – auch als „Kavitation“ bekannt – erzeugt das typische Knackgeräusch. Es ist vergleichbar mit dem bekannten Fingerknacken beim Menschen und gilt als physiologisch unbedenklich. - Sehnenbewegung über knöcherne Strukturen:
Ein weiteres mögliches Geräusch entsteht, wenn Sehnen oder Bänder über prominente Knochenvorsprünge „springen“. Dieses sogenannte „Sehnenschnappen“ kann besonders bei verspannten, verkürzten oder ungleichmäßig belasteten Strukturen auftreten. Auch hierbei handelt es sich in der Regel nicht um ein pathologisches Geschehen, sofern keine Begleitsymptomatik (siehe weiter unten) vorliegt.
Anatomische Grundlagen
Ein Gelenk besteht aus zwei knöchernen Gelenkpartnern, deren Gelenkflächen mit sogenantem hyalinem Knorpel überzogen sind. Der hyaline Gelenkknorpel ist die häufigste Knorpelart und dient als Stoßdämpfer.
Zwischen diesen Flächen befindet sich die sogenannte Synovia (Gelenkschmiere), eine zähflüssige Flüssigkeit, die für eine reibungslose Bewegung sorgt. Umschlossen wird das Gelenk von einer Gelenkkapsel, die für Stabilität sorgt und gleichzeitig verhindert, dass die Synovia aus dem Gelenk austritt.
Wie entsteht das Knacken?
Die Situation in einem Gelenk lässt sich bildhaft mit zwei Glasplatten vergleichen, zwischen denen sich ein kleiner Flüssigkeitsfilm befindet – ähnlich wie ein Tropfen Wasser. Durch diese Verbindung entsteht eine Art Sog oder Haftung, die beide Flächen eng aneinanderbindet. Wird nun eine der Platten plötzlich von der anderen gelöst, entsteht ein deutlich wahrnehmbares Geräusch – vergleichbar mit einem kurzen „Plopp“. Ein ganz ähnlicher Effekt kann auch im Gelenk auftreten, wenn sich die Gelenkflächen unter bestimmten Bedingungen voneinander lösen.
Die Geräusche entstehen durch plötzliche Druckveränderungen innerhalb des Gelenkraums. Wird ein Gelenk nach einer Ruhephase bewegt, kann es durch die visköse Synovia zur Bildung kleiner Gasblasen kommen. Diese kollabieren oder platzen beim weiteren Bewegungsablauf, wodurch das charakteristische Knacken entsteht. Dieses Phänomen ist in der Humanmedizin gut untersucht und wird auch als Krepitation bezeichnet. Auch beim Pferd handelt es sich in der Regel um einen mechanisch-akustischen Effekt ohne krankhaften Hintergrund, um den man sich Sorgen machen müsste.
Pathologische Ursachen und Warnsignale
Tritt das Knacken regelmäßig und stets an derselben anatomischen Struktur auf, oder geht es mit klinischen Auffälligkeiten einher, sollte eine weiterführende Untersuchung erfolgen. Folgende Konstellationen können auf eine pathologische Veränderung hindeuten:
- Gelenkergüsse, Schwellungen oder Erwärmung
- Lahmheiten oder Bewegungseinschränkungen
- Schmerzen bei Belastung oder Abwehrverhalten beim Abtasten
- Taktunreinheiten oder mangelnde Losgelassenheit
In solchen Fällen können strukturelle Veränderungen die Ursache sein, z. B. Gelenkinstabilitäten, degenerative Veränderungen (Arthrosen), entzündliche Prozesse oder auch osteochondrotische Läsionen (OCD).
Insbesondere bei Sportpferden oder Tieren mit intensiver Trainingsbelastung ist eine differenzierte Diagnostik ratsam, um frühzeitig therapeutisch eingreifen zu können und Folgeschäden zu vermeiden.
Bedeutung in der Trainings- und Gesundheitsroutine
Gelenkgeräusche ohne Begleitsymptome sind in der Praxis häufig anzutreffen und allein erst einmal kein Anlass zur Sorge. Dennoch sollten sie immer im Gesamtkontext betrachtet werden – insbesondere bei Veränderungen im Bewegungsverhalten oder unter dem Eindruck wiederholter einseitiger Belastungen.
Eine stabile Muskulatur, gleichmäßige Bewegung im physiologischen Rahmen sowie eine bedarfsgerechte Fütterung bilden die Grundlage für langfristig gesunde Gelenkstrukturen. Zusätzlich können physiotherapeutische Maßnahmen, gezieltes Mobilisationstraining und regelmäßige Kontrolle durch Fachpersonen hilfreich sein, um Dysbalancen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Fazit
Knackende Geräusche in den Gelenken von Pferden sind in vielen Fällen harmlos und Ausdruck biomechanischer Vorgänge, die nicht zwangsläufig auf eine Erkrankung hinweisen. Dennoch verdienen sie Aufmerksamkeit – insbesondere dann, wenn sie neu auftreten, sich verstärken oder mit anderen Auffälligkeiten einhergehen.
Eine genaue Beobachtung, ein fundiertes Bewegungsmanagement und der regelmäßige Abgleich mit einem geschulten Blick von außen helfen dabei, die Gelenkgesundheit nachhaltig zu unterstützen.