Equines Dry Needling am Pferd

Dry Needling („trockenes Nadeln“) ist eine effektive Methode zur Behandlung von muskulären Triggerpunkten. Diese schmerzhaften Muskelverhärtungen entstehen durch Überlastung oder Verletzungen und können die Beweglichkeit einschränken. Durch das Setzen von Akupunkturnadeln direkt in die Triggerpunkte wird die Muskelspannung gelöst, Schmerzen reduziert und die Regeneration gefördert

Opus divinum est sedare dolorem
(Es ist göttlich den Schmerz zu lindern) 
Claudius Galen (130 – 201 n.Chr.)

Die Dry Needling Behandlung führt zu einer schnellen und nachhaltigen Entspannung der verspannten Muskulatur. Die behandelten Muskeln gewinnen ihre ursprüngliche Länge und Elastizität zurück, was sich in einer gesteigerten Bewegungsfreiheit und Bewegungsqualität des Pferdes äußert.

Dieses Entspannen der Muskulatur ist unmittelbar während des Nadelns durch den sogenannten „local twitch response“ (eine Antwort des Muskels durch Zucken) sichtbar. 

Man geht davon aus, dass durch die Nadeleinbringung die Anhäufung von Milchsäure im verkrampften Muskel abgebaut und der betroffene Muskel  wieder seine normale Funktion ausüben kann.

Die meisten Pferde genießen die Behandlung mit den Akuptunkurnadeln. Typische Entspannungsreaktionen beim Pferd während einer Dry Needling Behandlung sind Gähnen, Lecken und Kaubewegungen. Oft begleitet von geschlossenen Augen. 

Die Nadeln lösen lokale Reaktionen aus, die nach dem Entfernen der Nadel in der Regel rasch wieder abklingen. So treten nach Einbringung der Nadeln Veränderungen in der Fellstruktur oder ein leichtes Schwitzen an der Einstichstelle auf.

Ziel der myofaszialen Triggerpunkttherapie mittels Dry Needling:

  • Übermäßige Muskelspannung Hypertonus reduzieren und ein gesundes Spannungsniveau wiederherstellen
  • Die Durchblutung anregen und den Muskel mit neuer Energie versorgen
  • Auflösung der bindegewebigen Knötchen und Verklebungen 
  • Wiederherstellung der Dehnfähigkeit, Kontraktions- und Leistungsfähigkeit des Muskels  
  • Reduktion von Schmerzen

Der Triggerpunkt, wie er heute definiert wird, ist gewiss die häufigste Manifestation des Schmerzes im Bewegungssystem, wenn nicht im Organismus überhaupt.
(Prof. Karl Lewit)

auf diesem Bild sieht man das “Arbeiten” der Nadeln – dass Fell stellt sich um die Einstichstelle auf

Ursprünglich wurde Dry Needling bei Untersuchungen zur Behandlung von Muskelverspannungen mit Injektionen entdeckt. Dabei zeigte sich, dass nicht die injizierte Substanz, sondern der Nadelstich selbst für die Entspannung des Muskels verantwortlich war. Diese wissenschaftliche Erkenntnis legte den Grundstein für das Dry Needling, eine Therapiemethode, die sich durch ihre Wirksamkeit und Einfachheit auszeichnet

Welche Symptome können Triggerpunkte beim Pferd hervorrufen?

  • Myofasziale Schmerzen: Lokale oder ausstrahlende Schmerzen, die durch Druck auf den Triggerpunkt ausgelöst werden.
  • Muskuläre Dysbalancen: Atrophien, verkürzte Muskulatur, asymmetrische Muskelansätze.
  • Haltungsveränderungen: Kopfschiefhaltung, gesenkter Rücken, Hohlkreuz
  • Leistungseinbußen: Verminderte Kraft, Muskelabbau und schnellere Ermüdung.
  • Bewegungseinschränkungen und Koordinationsprobleme: Schwierigkeiten bei der Ausführung bestimmter Bewegungen, wie z.B. Seitengänge oder Versammlung oder Springen und Stangenarbeit
  • Taktunreinheiten Ungleichmäßige Bewegungen, beispielsweise verkürzte Tritte oder ein ungleichmäßiger Schrittlängen (kurz/lang)
  • Nicht klärbare oder wiederkehrende Lahmheiten
  • Rittigkeitsprobleme: Schwierigkeiten bei der Kommunikation zwischen Reiter und Pferd, Widersetzlichkeit.
  • Verhaltensänderungen: Gesteigerte Sensibilität, Ängstlichkeit, Unruhe oder sogar aggressive Reaktionen.
  • Schmerzempfindlichkeit: Empfindlichkeiten beim Putzen, Widersetzlichkeit beim Satteln und Trensen., Berührungsempfindlichkeit
  • Probleme in der Hinterhand, Kruppenmuskulatur und Gesäßmuskulatur
  • Probleme mit der Halshaltung: Stellung, Biegung, Verwerfen, Abtauchen und gegen den Zügel gehen
  • Anlehnungsprobleme und Widersetzlichkeit: gegen das Gebiss die nicht durch andere Ursachen (fachmännische Untersuchung und Behandlung der Zähne) erklärbar ist.
  • Bewegungseinschränkungen in der Vorderhand: Schwierigkeiten bei der Schulterfreiheit und der Aktivität und Nutzung der Vorhand
  • Verspannungen im Rücken: steifer und „nicht schwingender“ Rücken
  • Veränderte Körperhaltung: Asymmetrien im Gebäude. Das Pferd nimmt eine Schonhaltung ein, um Schmerzen zu vermeiden.
  • Veränderte Gangarten und Bewegungsmuster: Das Pferd wechselt seine Gangarten häufiger oder zeigt unregelmäßige Gangarten.

Kontraindikationen für Dry Needling am Pferd

  • Akute Infektionen und Fieber
  • Alle akuten Notfälle (z.B. Kolik, Hufrehe, schwere Verletzungen)
  • Blutgerinnungsstörungen und Einsatz von Blutverdünnern: Bei gestörter Blutgerinnung besteht ein erhöhtes Risiko für Blutungen. 
  • Tumore
  • Hautkrankheiten: Offene Wunden oder Hauterkrankungen an der Einstichstelle sollten abgeheilt sein.
  • Trächtigkeit bei Stuten

Wichtig: Dry Needling wird immer mit der Physiotherapie kombiniert und ersetzt diese nicht. Die Behandlung mit den Nadeln erfolgt immer erst in Folge einer kompletten Anamnese, also Untersuchung des Pferdes. Wie auch andere Behandlungsmethoden ist Dry Needling ein „Werkzeug“ das gezielt ergänzend eingesetzt wird.