Warum ein gut funktionierendes Zwerchfell (Diaphragma) für die Pferdegesundheit so wichtig ist
Das Zwerchfell ist ein wichtiger Bestandteil des Pferdekörpers, der oft unterschätzt wird. Es hilft nicht nur bei der Atmung, sondern hat auch Einfluss auf korrekte Bewegungsmuster und das Gleichgewicht des Pferdes.
Ein gesundes und funktionierendes Zwerchfell ist daher essentiell für die Gesundheit des Pferdes – und wir sollten alles tun, um es zu stärken und zu schützen.
Das Zwerchfell oder auch Diaphragma – ein unterschätztes Organ
Es ist erstaunlich wie wenig das Zwerchfell erwähnt wird und wie wenig viele Pferdebesitzer, Reiter, Reitlehrer und sogar Therapeuten über das Zwerchfell wissen. Doch das Zwerchfell spielt bei Pferden eine enorm wichtige Rolle, da es neben den Bauchmuskeln ebenfalls für die Atmung zuständig ist.
Das Zwerchfell ist eine flache kuppelförmige, Muskel-Sehnen-Platte, die den Brustkorb vom Bauchraum trennt.
Zusätzlich stabilisiert das Zwerchfell die Organe in ihrer Lage und verbindet Weichteile und Knochengerüst miteinander. Durch seine Beweglichkeit werden die Organe außerdem rhythmisch massiert. Aber das Zwerchfell kann noch viel mehr: Es ist auch für die Beweglichkeit und für das Gleichgewicht verantwortlich. Und es spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Blutdruck und Herzfrequenz. Das alles macht das Zwerchfell zu einem unersetzlichen Organ – und doch wissen viele Leute nicht einmal, wo es sich befindet. Das liegt vor allem daran, dass das Zwerchfell tief im Körper des Pferdes verborgen ist und man es eben nicht sehen oder spüren kann.
Das Zwerchfell wurde übrigens im antiken Griechenland auch als „Seele des Körpers“ bezeichnet. Man hielt das Zwerchfell (φρήν phrēn) für den Sitz des Denkens und der Gefühle
“Durch mich lebst du und durch mich stirbst du!“
Dr. Andrew Taylor Still
Wo findet befindet sich das Zwerchfell?
Das Zwerchfell oder auch Diaphragma setzt am Brustbein des Pferdes an und spannt sich als gewölbte Muskelplatte von dort kuppelförmig quer durch den Thorax bis zu den ersten Lendenwirbeln.
Das Zwerchfell bildet die Scheidewand, also eine Art Trennschicht zwischen der Brusthöhle und der Bauchhöhle bei der Einatmung schweifwärts bewegt und dadurch die hinter ihm liegenden Organe wie Dünndarm, Dickdarm, Leber, Bauchspeicheldrüse und Urogenitalorgane mitbewegt
Auf der Bauchseite steht das Zwerchfell mit der Leber in Verbindung. Auf der Brustseite besteht über Bindegewebe eine enge Beziehung zum Herz und zur Lunge.
Die Funktion des Zwerchfells
Jeden Tag atmet ein Pferd etwa 17.000 Mal. Jede dieser Atembewegungen massiert, drainiert und bewegt die Bauchorgane.
Die sogenannte Zwerchfellatmung ist die physiologisch normale Art der Atmung, bei der das Zwerchfell den Brustkorb hebt und senkt.
Die Muskelkontraktionen des Zwerchfells sorgen für die Einatmung (Inspiration), hilft dabei die Lunge mit Luft zu füllen und ist somit für Sauerstoffaufnahme verantwortlich. Es zieht sich zusammen und wird flach, um den Brustraum zu vergrößern, manchmal bis auf Höhe der 16. Rippe. Dadurch entsteht ein Unterdruck, der Luft in die Lunge saugt. Wenn die Rippen in ihre Ausgangsposition zurückkehren, entspannt sich das Zwerchfell, wird wieder kuppelförmig und drückt die Luft aus den Lungen wie bei einem Blasebalg.
Die Ausatmung findet, anders als bei der Einatmung, ohne aktive Muskelanspannung statt. Voranschreitend entspannt sich das Zwerchfell und die Brustkorbfläche verkleinert sich. Die Lungenflügel werden zurückgedrängt und die Atemluft strömt aus den Lungen heraus. Während sowohl die Brust- als auch Bauchmuskeln passiv in ihre Ausgangsstellung zurückkehren, ist es wichtig zu beachten, dass dies vollautomatisch und ohne unser Zutun geschieht.
Die Rippenbewegungen sind vor allem bei dünnen Pferden zu sehen, wenn die Atemfrequenz zunimmt.
Warum ist das Zwerchfell so wichtig?
Doch auch wenn das Zwerchfell keine “sichtbaren” Funktionen hat, ist es eben extrem wichtig für den Körper. Und wenn es nicht richtig funktioniert, kann das zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen.
Eine Verspannung des Zwerchfells tritt unter anderem bei weggedrücktem Rücken auf. Die Bewegung der Bauchorgane wird dadurch ebenfalls eingeschränkt, was sich auch negativ auf die Darmperistaltik auswirkt.
“Wenn die Atmung nicht normalisiert wird, können auch keine anderen Bewegungsmuster normalisiert werden.“
Karel Lewit
Das Zwerchfell hat nicht nur die Funktion die Atmung zu unterstützen, es massiert zusätzlich die Organe des Bauches. So beeinflusst eine beeinträchtigte Atmung direkt die Verdauung und kann indirekt Probleme verursachen
Durch das Gegenhalten gegen die Anspannung der Bauchmuskeln verbessert das Zwerchfell die Stabilität der Wirbelsäule – so kann es dem Reitergewicht oder einem unpassenden Sattel entgegenwirken.
Welche Probleme haben Pferde wenn das Zwerchfell nicht richtig funktioniert?
Kommt es zu einseitigen Verspannungen der Aufhängungsmuskulatur sitzt man als Reiter häufig schief und auch die Atmung bzw. vorwiegend das Zwerchfell, der wichtigste und größte Atemmuskel im Körper des Pferdes werden beeinträchtigt. Ferner ist ein “normales” Durchatmen für das Pferd sehr unangenehm.
Die Bewegung des Atemdiaphragma und der Beckenbodenmuskulatur wird während der Atmung synchronisiert.
Aber auch auf die Taktreinheit der Gänge hat die Atmung und damit das Diaphragma Einfluss.
Aus dem Blickwinkel der faszialen Verbindungen und Ketten im Körper ist das Zwerchfell mindestens indirekt mit allen vier Beinen bindegewebig verbunden. Mit der Wirbelsäule steht es in direktem Kontakt. Es ist Stoßdämpfer für den Bewegungsapparat und reguliert die Spannung in den bindegewebigen Ketten, die das Zwerchfell passieren.
Bewegung schafft Atem, Atem schafft Bewegung.
Damit der Gang taktrein durchgeführt wird, erfordert es einer Multisystemkoordination und Integration von visuell-vestibulären, somatosensorischen, atmungs- und Herz-Kreislaufsystemen, die alle Input geben und funktionieren im Gang erfordert integrierte Muskelaktivität von zwei verschiedenen Seiten des Körpers, um aufrecht zu bleiben und den Körper durch den Raum über die Äste zu bringen.
Wenn das Zwerchfell beeinträchtigt wird, verursacht es nicht nur ineffiziente Atemmuster, sondern trägt auch zu einem entscheidenden Beitrag zur Beharrlichkeit und Entwicklung von Haltungsstörungen bei.
Das Zwerchfell gilt als Primärmuskel der Atmung; es gibt jedoch zahlreiche Zusatzmuskeln der Atmung, die bei der Besteuerung des Zwerchfells und einer zusätzlichen Belüftung helfen.
Der Verlust der diaphragmatischen Wirkung aufgrund posturaler oder biomechanischer Funktionsstörung führt zu pathologischer, kompensatorischer Zusatzmuskelrekrutierung.
Kurz gesagt, man kann keine effektive Atmung oder Bewegungsfreiheit haben, wenn kein sagittales Gleichgewicht besteht!
Wie entsteht eine Verspannung oder Blockade des Zwerchfells?
Durch verspannte Muskeln, Blockaden an Brustwirbeln und Rippen oder Überlastung z.B. durch zu langes Reiten (auf untrainierten) Pferden kann es zu Problemen am Zwerchfell kommen.
Bewegungsmangel, Narben (z.B. nach Kolik-OP) oder Geburten sind ebenfalls Faktoren die die Funktion des Zwerchfells beeinträchtigen können.
Aber auch emotionaler Stress kann zu Atemfrequenzveränderung führen und Folgen für das Zwerchfell haben.
Atemwegserkrankungen wie Husten führen häufig auch zu einer Verspannung im Zwerchfell (Diaphragma). Viele Pferde zeigen daher ein verspanntes Zwerchfell häufig auch beim Reiten durch Husten aufgrund einer Verspannung im Zwerchfell , indem sie beim Anreiten anfangen zu Husten.