PSSM bei Pferden

was Pferdebesitzer über PSSM (PSSM1, PSSM2 und MIM) wissen müssen

Die Abkürzung PSSM steht für Polysaccharide Storage Myopathy.
Es handelt es sich um eine angeborene genetisch bedingte Muskelerkrankung. Wie auch Shivering gehört PSSM zu den häufigsten Muskelerkrankungen.
Einfach ausgedrückt führt PSSM zu einer Funktionsstörung der Muskelzellen.
Betroffene Pferde zeigen  häufig ähnliche Symptome wie bei einem Kreuzschlag. Leider ist PSSM nicht heilbar. Die wichtigste Aufgabe um PSSM Symptome zu lindern liegt in einem auf das Pferd angepassten Fütterung, Haltung und Bewegungsmanagement.

Welche Verschiedenen Arten von PSSM gibt es bei Pferden

PSSM wird in PSSM Typ 1 und PSSM Typ 2 unterschieden

PSSM Typ 1: Diese Form wird auch als genetische Variante bezeichnet, da sie durch eine Mutation des Enzyms Glykogensynthetase-1 (GYS1) verursacht wird. Diese Mutation führt zu einer gestörten Glykogenspeicherung in den Muskelzellen. PSSM Typ 1 ist erblich und kann durch einen Gentest nachgewiesen werden. Die Genmutation kann in der Zucht  sowohl entweder von beiden Elternteilen vererbt werden (homozygot) oder aber auch nur von einem der beiden Elternteile (heterozygot). Der zur Testung genutzten genetische Tests für PSSM 1 wurde durch mehrere wissenschaftlichen Studien validiert und ist als zuverlässig anzusehen.

PSSM Typ 2: Diese Form ist komplexer und wird durch verschiedene genetische Varianten verursacht. Die Pferde zeigen ebenfalls typische klinische Symptome von PSSM. Der PSSM Typ 2 wird auch als MIM (Myopathie mit Muskelfasern) bezeichnet, bzw. gibt es Hinweise, dass die Erkrankung mit dem Namen Myofibrilläre Myopathie (MIM) möglicherweise eine Sonderform von PSSM Typ 2 ist. Es gibt keine einzelne Mutation, die für PSSM Typ 2 verantwortlich ist. Stattdessen sind verschiedene Kombinationen von genetischen Veränderungen beteiligt. PSSM Typ 2 ist ebenfalls erblich, aber die Vererbung ist nicht so einfach vorherzusagen wie bei Typ 1, bzw. sind die Tests die angeboten werden bisher als unzuverlässig anzusehen.

Wichtige Punkte:

  • Beide Typen führen zu einer gestörten Muskelfunktion.
  • Die Symptome können sich ähneln, aber auch unterschiedlich sein.
  • Die Behandlung ist in beiden Fällen ähnlich, aber die spezifische Anpassung der Therapie kann je nach Typ und individuellem Pferd variieren.
  • Es ist wichtig, beide Typen von PSSM zu unterscheiden, um eine gezielte Therapie durchführen zu können.

Unterschiede zwischen PSSM Typ 1 und Typ 2:

MerkmalPSSM Typ 1PSSM Typ 2
UrsacheMutation im GYS1-GenVerschiedene genetische Varianten
VererbungEinfachere VererbungKomplexere Vererbung
DiagnoseGentest, MuskelbiopsieMuskelbiopsie, Gentest (aktuell unzuverlässigg)
TherapieÄhnlich, aber spezifische Anpassungen möglichÄhnlich, aber individuelle Anpassung oft notwendig

Welche Pferde sind häufiger von PSSM betroffen?

Besonders häufig von PSSM betroffene Pferderassen sind „Westernpferderassen“ wie Quarter Horses, Paint Horses aber auch verschiedene Kaltblutrassen (Belgier, Percheron oder Shire). Aber auch andere Rassen wie Haflinger, Freiberger. Auch bei Warmblütern kommt PSSM vor, allerdings tritt hier oft die Variante PSSM Typ 2 auf, die als Myofibrilläre Myopathie (MIM) bezeichnet wird.

Die Kenntnis der Rasse kann bei der Diagnose von PSSM hilfreich sein. Wenn ein Pferd zu einer Rasse gehört, die häufig von PSSM betroffen ist, wird der Tierarzt bei auftreten von Sympomen die Erkrankung eher in Betracht ziehen können.

Die genaue Ursache, warum bestimmte Rassen häufiger von PSSM betroffen sind, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus genetischen Faktoren und der Zucht auf bestimmte Merkmale eine Rolle spielt. So wurden beispielsweise bei vielen Rassen, die für ihre Muskulatur und Leistungsfähigkeit gezüchtet wurden, bestimmte genetische Veränderungen festgestellt, die das Risiko für PSSM erhöhen können.

Wie äußert sich pssm beim Pferd und welche Symptome haben Pferde bei PSSM

Typische Symptome von PSSM:

  • Muskuläre Probleme:
    • Steifheit: Besonders nach Ruhephasen kann das Pferd steif und unbeweglich wirken.
    • Muskelverspannungen: Die Muskulatur, insbesondere an Kruppe und Hinterhand, kann verhärtet und schmerzhaft sein.
    • Muskelzittern: In manchen Fällen kann ein leichtes Zittern der Muskulatur beobachtet werden.
    • Muskelschwäche: Leistungsabfall und Schwierigkeiten beim Bewegen sind möglich.
  • Bewegungsstörungen:
    • Unregelmäßiges Gangbild: Das Pferd kann stolpern oder einen unkoordinierten Gang haben.
    • Lahmheit: Wechselnde Lahmheiten können auftreten.
    • Bewegungsunwilligkeit: Das Pferd zeigt wenig Interesse an Bewegung und kann sich weigern zu arbeiten.
  • Verhaltensänderungen:
    • Aggressivität: Das Pferd kann auf Berührungen der betroffenen Muskulatur empfindlich reagieren.
    • Kolikähnliche Symptome: In schweren Fällen können kolikartige Symptome auftreten.
    • Depressive Verstimmung: Das Pferd wirkt insgesamt niedergeschlagen und lustlos.

Weitere mögliche Symptome bei PSSM:

  • Harnabsatzstellung: Das Pferd nimmt häufig die Harnabsatzstellung ein, ohne jedoch Harn abzusetzen.
  • Schwitzen: Starkes Schwitzen, insbesondere bei Belastung.
  • Atemnot: In schweren Fällen kann Atemnot auftreten.

Bei akutem PSSM spricht man außerdem häufig von „Anfällen“ oder „Schüben“.

Diese kann man in Leichte, mittelschwere und schwere Schübe unterteilen.

Wie kann man PSSM bei Pferden diagnostizieren?

Die Diagnose von PSSM kann komplex sein und erfordert oft eine Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Ernährungsberater und ggf. einem Spezialisten für Pferdeerkrankungen.

Die Diagnose von PSSM bei Pferden kann komplex sein und erfordert in der Regel eine Kombination verschiedener Untersuchungen. Die genauen diagnostischen Schritte können je nach Verdachtsdiagnose (PSSM Typ 1 oder 2) variieren.

Hier sind die wichtigsten diagnostischen Methoden:

  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Besitzer über die Symptome, den Beginn der Erkrankung und die Rasse des Pferdes ist oft der erste Schritt.
  • Klinische Untersuchung: Der Tierarzt wird das Pferd gründlich untersuchen, um Auffälligkeiten an der Muskulatur oder im Gangbild festzustellen.
  • Blutuntersuchungen:
    • Muskelenzymwerte: Erhöhte Werte bestimmter Enzyme können auf eine Schädigung der Muskulatur hinweisen, sind aber nicht spezifisch für PSSM.
    • Gentest (PSSM Typ 1): Ein Gentest kann die Mutation im GYS1-Gen nachweisen, die für PSSM Typ 1 verantwortlich ist.
  • Muskelbiopsie: Die sicherste Methode zur Diagnose von PSSM, insbesondere bei PSSM Typ 2. Dabei wird eine kleine Gewebeprobe aus der Muskulatur entnommen und im Labor untersucht.

Warum ist die Diagnose von PSSM bei Pferden wichtig?

Eine genaue Diagnose ist entscheidend für die Entwicklung eines geeigneten Therapieplans. Die Behandlung von PSSM Typ 1 und 2 unterscheidet sich zwar nur geringfügig, aber eine genaue Diagnose ermöglicht eine individuellere Anpassung der Therapie.

Wie behandelt man Pferde mit PSSM

Pferde mit einem akuten PSSM Schub werden wie Pferde mit Kreuzschlag behandelt. Medikamente sind leider wenig wirksam um akute Schübe zu vermeiden – Der wichtigste Faktor zur Vorbeugung akuter PSSM Schüben bei Pferden ist die spezielle Fütterung dieser Pferde.

Welche Prognose gibt es und kann man PSSM heilen?

Grundsätzlich ist es möglich die Pferde mit PSSM symptomatiken gut zu managen, eine. Eine Heilung von PSSM ist jedoch nicht möglich. Die meisten Pferde mit PSSM können ganz normal als Reitpferde genutzt werden.

Wichtig ist ein auf das Krankheitsbild abgestimmtes lebenslanges Fütterungs- und Bewegungsmanagement. 

Da es sich um genetisch bedingte Krankheit handelt wird empfohlen Zuchtpferde auf PSSM zu testen.

Quellen: 

https://www.tierspital.uzh.ch/pferdekliniken/pssm
https://www.pavo-futter.de/beratung/pssm-bei-pferden