Wer kennt das nicht – Das eigene Pferd erschreckt sich und man hat unter dem Sattel oder an der Hand ein explosives 600 kg Geschoss und man selbst hat jede Mühe diese „Krise“ zu meistern.
Die nächsten Tage erschreckt man sich selbst mehr als das Pferd und mit einem solchen in der Nähe hat man als Mensch plötzlich Angst vor Plastiktüten, Flugzeugen ja sogar Windböhen. Die Jacke auf der Bande wird zur äussersten Frechheit für die beispiellose Rücksichtslosigkeit von Mitmenschen deklariert.
Plötzlich werden die „perfekten“ Situationen für „Krisen“ immer häufiger und man steigert sich selbst in regelrechte „Voraus-Panik“ für kommende Situationen.
Die Krise ist plötzlich da – bevor überhaupt eine eigentlich zweifelhaft Berechtigung dafür besteht.
Dabei rede ich nicht zwingend von „Problempferden“, sondern von den ganz normalen Pferden und ihren Besitzern oder Reitbeteiligungen.
Völlig „normale“ Menschen mutieren im Beisein von Pferden zu Nervenbündeln und erschrecken sich vor banalen „Alltagsgegenständen“, beschweren sich über eigentlich normale Lautstärken von Geräuschen, lachende Kinder oder man mag es kaum glauben Pfützen!
Aber die Reaktionen des eigenen Pferdes und oft auch der Pferde anderer Besitzer – ja die mehr als repräsentative Statistk der gesamten bekannten Pferdebesitzer muss einem Recht geben: Diese Dinge sind gefährlich! Sie rufen Situationen hervor vor denen man Angst haben muss – Krisen!
Plötzlich ist guter Rat teuer und man vermeidet „Krisen hevorrufende Situationen“ – bis hin zur völligen Aufgabe von Wegen oder gar dem Reiten selbst.
Die Frage ist dann wie kann man sich vor solchen Ereignissen schützen – oder sein Pferd und sich selbst darauf vorbereiten? Welche Art von Krisenmanagement hilft – vor allem wenn die Situation auftritt, man sich auf einmal in der Situation befindet?
Was kann man machen wenn das Pferd wieder „explodiert“ ?
Das „Krisenmanagement“ beginnt für eindeutig ausserhalb der Krise, denn das Fluchttier Pferd hat in der Gefahrensituation nicht viel übrig für gute Ratschläge von “Irren”… (aus seiner Sicht) die sich leichtsinnig weiterhin offensichtlichen Gefahren aussetzen wollen. Es wird die Situation nur sehr kurz bewerten und vor allem analysieren, wie die Reaktionen des Menschen zu berwerten sind
– wurde die Gefahr ebenfalls arkannt und wie wurde die Gefahr bewertet?
Erkennt das Pferd, dass der Mensch die Gefahr ebenfalls erkannt hat :
-> grüne Blätter – ja, hat der Mesnch eventuell sogar VOR dem Pferd die Gefahr selbst bewertet und es wird analysieren, was zu tun ist.
Ist der Mensch, von Adrenalinausschüttung gelähmt, selbst nicht in der Lage „Ruhe“ auszustrahlen, das Pferd zu schützen – ja dann muss man wohl selbst handeln: Nix wie weg!
Die Krise ist also nicht nur da – schlimmstenfalls hat man sie selbst hervorgerufen und noch schlimmer man hat schon jegliches Pulver an Selbsbewusstseins-Ausstrahlung verspielt, um die Krise zu meistern.
Deshalb muss man genauer analysieren “warum” es zur Krise kommt. Was sind die Auslöser? … und wird man selbst als Mensch überhaupt als Gefahrenhelfer akzeptiert? Oder ist man nur so lange an der Seite geduldet des Pferdes gedultet bis es zur Krise kommt (weil das Pferd die Anwesenheit ausserhalb einer Gefahr als ok ansieht)?
Man muss sich selbst die Frage stellen: wer geht (aus Sicht des Pferdes) eigentlich mit wem wohin… wer geht voraus… wer folgt…?
Und man sollte einmal sein eigenes Handeln einmal OHNE Pferd bewerten – „Bin ich noch „normal“ ?“
Muss man als „Mensch“ Angst haben vor Plastiktüten?
Ich gebe zu – 600 Kg geballte Kraft der mit gut Zureden nicht mehr zu helfen ist, sind ein dringender Beweis: Man kann und man darf Angst haben!
Aber doch bitte vor dem Pferd und nicht vor der Plastiktüte oder?
Die zu erwartenden Probleme kann man nur ausserhalb einer Krise bewältigen – präventieren.
Ist es erst mal soweit… kann man nur noch auf gelernte Prozeduren und aufgebautes Vertrauen setzen.
Ruhe bewahren ist das A und O…
Mal reflektieren, wie man selbst auf “Krisenauslöser” reagiert..
Viele Reiter / Pferdebesitzer neigen dazu, mit dem Pferd / auf dem Pferd selbst in das Angstmuster des Pferdes zu fallen. Manche übertreffen ihre Pferde sogar darin – die Frage stellt sich – WER ist eigentlich das Fluchttier?
man hat Angst vor Lärm, grünen Blättern, Pfützen, Treckern…
bewegt man sich später OHNE Pferd – hat man diese Angst komischerweise nicht mehr. Man wird vom ängstlichen Pferd wieder zum Mensch.
Ich habe irgendwann angefangen mich selbst zu reflektieren… und reagiere auf “normale” laute Geräusche oder Pferdegespenster erst mal mit dem Mass an Verwunderung – die ich hätte – wenn ich ohne Pferd unterwegs bin, als Mensch eben:
– Fliegende Plastiktüte – grüne Blätter? Bevor ich Pferde hatte haben mich solche „Normalitäten“ nicht gerade auch nur ansatzweise aus der Ruhe gebracht.
Zunächst Frage ich mich selbst „war was?“
… das lässt zumindest schon mal den eigenen Adrenalinspiegel da wo er Angesichts von grünen Blättern hingehört…
Die zweite Frage die ich mir stelle – „Wovor muss man hier Angst haben?“. Manchmal stelle ich sie auch dem Pferd.
Natürlich ist es wichtig die „Gefahr“ selbst auch zu sehen – und sie zu bewerten. Sonst wird das Pferd einen sicherlich nicht als gutes Gegenüber in Krisensituationen ansehen, schliesslich kann man ja Gefahren nicht mal „sehen“.
Sollte sich herausstellen, dass die „Gefahr“ keine ist (auch aus der Sicht eines Beutetiers) – KANN die Plastiktüte also kein Pferd fressen (Hunde dürften da eine andere herausvorderung sein) dann quitiere ich die Reaktion mit einem Lächeln und meist ist die Aufregung zwar noch da – aber das Pferd bleibt zumindest in kontrollierter Aufregung – es wird ein wenig an der Hand piaffiert – auch mal sehr eindrucksvoll getänzelt – aber nicht mehr explodiert.
Das kann man nicht auf dem wegrennenden durchgehenden Pferd trainieren… sondern nur bei kleinen Problemen… viel Handarbeit und Stimmhilfen, schaffen nach und nach die Basis für Vertrauen – kleine „Krisensituationen“ werden gemeistert und als Mensch wird man nach und nach als Krisenhelfer akzeptiert.
Nach und nach findet man den Weg, wieder als Mensch (mit Pferdeverstand) und nicht als Pferd (in Menschengestalt) durchs Leben zu gehen.
Wie gesagt – ich rede nicht von den Pferden die eindeutig in die Hände von professionellen Personen gehören, die eine potentielle Gefahr für Menschen sind, wobei man sagen muss – meist sind diese Pferde erst durch falsches Handeln der Menschen zu „Problempferden“ geworden.
Aber wenn ich mich umsehe, wie viele Menschen mit ihren Pferden umgehen und wie sie sich bewegen, reagieren und ich diese Muster, vor allem in der Vergangenheit bei mir selbst wiedergefunden habe – frage ich mich:
Ist das noch normal?